09.06.2008

Infoseiten Anti-Anthroposophie

„Infoseiten anthroposophie Sommer 2008“ – im Vorwort des 16-seitigen, offenbar werbefinanzierten und der Werbung dienenden Heftchens wird mit einer Auflage von 65.000 Exemplaren als Beilage „in nahezu allen wichtigen anthroposophischen Zeitschriften“ und „in ca. 500 Arztpraxen“ geworben. Da die Arztpraxen ja „Multiplikatoren“ sind, kann man vielleicht sogar von 80.000 potentiellen Lesern ausgehen. Ein großer Kreis von Menschen! Was erfahren diese vielen Menschen aber nun über die Anthroposophie? Nichts! Die teilweise ganzseitigen Werbungen für anthroposophische Verlage, für Weleda oder die Rehaklinik Sonneneck umrahmen letztlich drei volle Druckseiten mit „Anmerkungen eines Sympathisanten über sein Verhältnis zu Rudolf Steiner und zur Anthroposophie heute“...


Der Filmemacher Rüdiger Sünner, dessen Film über Rudolf Steiner jüngst vielerorts aufgeführt wurde, wurde von info3 gebeten, seinen Blick auf „unsere Szene“ zu schildern. Hatte schon der in der Machart allenfalls mittelmäßige Film das Wesen der Anthroposophie und des Menschen Rudolf Steiners auf erschütternde Weise verfehlt, so geht es den „Anmerkungen“ Sünners ebenso. Und wie der Film – sofern er gesehen wurde – die Sichtweise vieler „Außenstehender“ auf die Anthroposophie prägen wird, so werden es auch die Hunderte von Exemplaren in den Arztpraxen tun... 

Von info3 – wo genussvoll und selbstgefällig von „unserer Szene“ gesprochen wird, um sich nur ja weiterhin als integraler Teil der anthroposophischen Bewegung fühlen und definieren zu können (und diese dennoch immer wieder zu kritisieren und weiter in Richtung Wilber & Co zu treiben) – ist nichts anderes mehr zu erwarten. Dennoch lohnt ein Blick auf die Anmerkungen Sünners, um das eigene Urteil zu schärfen.

„...dieser Steiner war gar nicht so sperrig“

Was also schreibt Sünner? Zunächst schildert er, wie er verwundert und verärgert die Steiner-Rezeption der letzten Jahre miterlebte, die einseitig auf Fragen wie Rassismus und Antisemitismus ausgerichtet war und das Esoterische vorwiegend negativ beurteilt. Er fährt dann fort:

„Ich selbst halte (...) Esoterik für eine alternative Denkform, in der Themen wie die „lebendige Natur“, die Einheit von Mikro‑ und Makrokosmos, das Denken in Analogien, Symbolen, Imaginationen und Ähnliches behandelt werden. Für den Fall, dass dabei das rationale Denken eingeschaltet bleibt und man bestimmte Mythenbildungen auch kritisch reflektiert, sehe ich in einer solchen Denkform keine grundsätzliche Gefahr. Rudolf Steiner, dessen Werke ich seit etwa 20 Jahren immer wieder studiere, gehört für mich auch in die Reihe der großen esoterischen Denker der letzten Jahrhunderte. Könnte man nicht einen Film machen, so dachte ich, der neben berechtigter Kritik an manchen seiner Standpunkte auch das Erstaunliche, Anregende und Faszinierende seiner Weltsicht herausarbeitet? Und zwar in einer anschaulichen Sprache, die dem Zuschauer über Bilder, Musik und Texte wenigstens ansatzweise eine Brücke zu dem baut, was Steiner die „geistige Welt“ nennt? Ein Film von einem Nicht‑Anthroposophen, der sich auch einen gewissen Skeptizismus gegenüber Steiner bewahrt hat und nicht so gerne in der üblichen anthroposophischen Sprache („kosmisch“, „Astralleib“, „Bewusstseinsseele“, „Menschenweihehandlung“ etc.) spricht.“

Schon der erste Satz zeigt, dass Sünner von Esoterik, erst recht von Rudolf Steiners Esoterik nichts verstanden hat. Für ihn scheint Esoterik in einer voll ausgebildeten Tätigkeit der rechten Gehirnhälfte zu bestehen („Denken in Analogien, Symbolen...“), die durch die „eingeschaltete“ rationale Gehirnhälfte kritisch begleitet werden muss – dann besteht (zumindest grundsätzlich) keine Gefahr. Sünner ist ein Beispiel für unzählige Menschen, die sich anmaßen, über Rudolf Steiner, sein Denken, seine Denkart, sein Lebenswerk usw. sprechen und urteilen zu können – in einem unerträglichen Hochmut, der darauf hinausläuft, dies alles auf ihr momentanes Verständnis- und Geist-Niveau herunterzuziehen. Neben „berechtigter Kritik“ gibt es bei Steiner also auch „Erstaunliches, Anregendes und Faszinierendes“! In einer anschaulichen Sprache und über Bilder und Musik kann man dem Zuschauer Brücken bauen, damit er zumindest ansatzweise versteht, was Steiner die „geistige Welt“ nennt. Was für ein armseliges Szenario! Die Äußerlichkeit, mit der die Anthroposophie ohnehin schon fast immer behandelt wird, wird noch weiter veräußerlicht – zu einer grauenvollen Karikatur, die mit dem Anspruch auftritt, Rudolf Steiners „Weltsicht“ möglichst anschaulich zu machen!

„Es reizte mich, auf möglichst einfache Weise das Schwierige, Komplexe und scheinbar Abgehobene dieser Person und ihrer Gedanken zu erzählen. (...) Ich dachte, dieser Steiner war gar nicht so sperrig wie er in der öffentlichen Berichterstattung oft erscheint: als abgehobener, ein bisschen verrückter Philosoph, unsinnlich, asketisch, streng, dozierend, feindlich gegenüber allem Genuss, nur in höheren, gänzlich entkörperten Sphären schwebend. Denn sein Lebensgang erzählt auch von einem Wanderer, Abenteurer, Bohemien, Dichter, Naturforscher, einem Liebhaber von Luft, Licht, Farbe und Musik (...) Mir gefiel die Vorstellung, diese Emotionen, Atmosphären, Gedanken und Zwischentöne einer Biografie in filmische Bilder zu bringen. Und auch wenn jetzt einzelne zweihundertprozentige Steiner‑Anhänger meinen Film dafür kritisieren („Anthroposophie als Gefühlsangelegenheit“), so glaube ich, damit dennoch das Richtige getan zu haben.“

Sünner kann natürlich viel glauben, seine eigene Meinung ist ihm unbenommen. Doch worum geht es bei der Anthroposophie? Etwa darum, sie den Menschen möglichst sympathisch zu machen, indem man im heutigen Genuss-Zeitalter betont, Steiner sei eben auch „Abenteurer, Bohemien, Liebhaber von Luft, Licht, Farbe“ gewesen? Anthroposophie lebt einzig und allein aus der Quelle eines reinen Denkens heraus. Wo dies nicht gegeben ist, kann man sich eigensüchtig von ihren Früchten ernähren, aber an ihr Wesen rührt man nicht einmal. Sünner arbeitet kräftig an der Zerstörung dieser klaren Erkenntnis, wenn er die Kritik an seinem Film und seiner Sichtweise „einzelnen zweihundertprozentigen Steiner-Anhängern“ zuschreibt.

„...ambivalent, aber bis heute anregend“

Obwohl er eingangs die einseitige Steiner-Rezeption verurteilt, bläst er im folgenden ins gleiche Horn:

„Ja, Steiner hat über verschiedene Kulturen und das Judentum Dinge gesagt, die als diskriminierend verurteilt werden müssen. Da hilft auch keine Entschuldigung, er sei nur ein Kind seiner Zeit gewesen, weil Steiner solche Urteile in „geistiger Schau“ empfangen haben will. Aber auch Voltaire, Martin Luther, Goethe, Kant, Marx, Richard Wagner, Ernst Haeckel, C. G. Jung haben sich zu Juden oder Schwarzen diskriminierend geäußert, Gottfried Benn, Ernst Jünger oder Heidegger haben vorübergehend mit dem NS‑Regime sympathisiert. Ihre Leistungen als Philosophen, Wissenschaftler oder Künstler hat dies nicht gemindert, allerdings ihre Person mit einer Aura der Ambivalenz überzogen. So sehe ich es bei Steiner auch ‑ und diese Ambivalenz müssen seine Anhänger heute auch benennen und aushalten.“

Diese „Ambivalenz“ müssen nur jene Anhänger aushalten, die sich der Deutungshoheit jener Mehrheit fügen, die die in Frage stehenden Stellen nicht verstehen. Doch wenn selbst „Anthroposophen“ diese Stellen nicht verstehen, wie sollen es dann Außenstehende können? Wie Voltaire, Luther und andere Juden gegenüber gedacht haben, ist bekannt. Sie dachten diskriminierend und haben sich entsprechend geäußert. Wer die bekannten Stellen im Werk Steiners in derselben Weise deutet, ist für die Fehldeutungen und ihre Folgen selbst verantwortlich. Er selbst ist es dann, der diskriminierend vorgeht, indem er den Worten Rudolf Steiners Motive und Bedeutungen zuschreibt, die nicht gegeben sind, sondern die er selbst ungeprüft seinem von der allgemeinen Durchschnitts-Meinung geprägten Verständnis entnimmt.

Sünner fährt fort:

„Darüber hinaus aber gibt es vieles bei Steiner, das bis heute faszinierend und anregend bleibt. Seine Werke liefern große Bilder, die zu neuen Denkwegen stimulieren, sie sind für mich oft aufregende Seereisen zu Häfen, die noch gar nicht gebaut sind. Die anthroposophische Bewegung scheint mir immer dann stark zu sein, wenn sie eine solch‘ offene Betrachtungsweise zulassen kann. Wenn ihre verschiedensten Mitglieder diese mehrdeutigen Textlabyrinthe lustvoll-­anarchisch durchwandern und sich dann zu Gedanken und Taten inspirieren lassen, die etwas Neues in unsere oft genormte Welt bringen.“

Es gibt also dennoch vieles, was bis heute anregend geblieben ist – so fühlt sich Sünner bemüßigt, Steiner zu verteidigen. Und wieder verkündet er den genussvollen, einfachen Zugang zum Werk Steiners: Man möge es lustvoll-anarchisch durchwandern und sich nebenbei zu Gedanken und Taten inspirieren lassen, die „etwas Neues in die Welt bringen“. Klar, die New-Age-Bewegung lebt seit Jahrzehnten mit diesem Credo: „Lebe im Jetzt und du wirst merken, dass du schon immer glücklich warst“ oder so ähnlich... Wie aber, wenn die „großen Bilder“, die Steiner gegeben hat, von Grund auf verstanden werden wollen und das Neue, wirklich Zukunftweisende vorher gar nicht in die Welt kommen kann?

„Für mich ist Anthroposophie keine Wissenschaft“

„Es wird also eng, wenn man Anthroposophie als ein System letzter Wahrheiten und Offenbarungen nimmt. Eng wird es für mich aber auch, wenn man ihr unbedingt den Charakter einer Wissenschaft zubilligen will. Für mich ist Anthroposophie keine Wissenschaft und sie sollte diesen Anspruch auch nicht so trotzig vor sich hertragen. (...) Es kann vorkommen, dass einzelne Intuitionen Steiners von der Wissenschaft bestätigt werden, aber warum muss deshalb sein gesamtes Denken wissenschaftlich sein? (...) Anthroposophen, die darauf beharren, werden leicht starr und laufen Gefahr sich in der akademischen Zunft lächerlich zu machen. Denn wie will man (...) einem Zoologen klarmachen, dass die Tiere in der Evolution später auftraten als der Mensch? Wissenschaft und Esoterik als zwei Denkformen, die sich gegenseitig befruchten können ‑ diese (...) Bezeichnung gefällt mir besser. Für mich ist Steiner in erster Linie ein Anreger, der aus der Tiefe der Mythen und aus dem spekulativen Schwung des philosophischen Denkens schöpft.“

Hier wird das fehlende Verständnis oder vielleicht besser gesagt Verstehen-Wollen ganz offenbar: „Anthroposophie ist keine Wissenschaft“. Sie soll diesen Anspruch auch nicht „so trotzig vor sich hertragen“. Immerhin kann es vorkommen (!), dass einzelne Intuitionen Steiners von der Wissenschaft bestätigt werden (!). Doch die Idee, dass der Mensch der Erstgeborene der Schöpfung ist, ist offenbar völlig abwegig, allenfalls im mythischen Denken einer längst überholten, aber trotzdem auch heute noch anregenden spekulativen Esoterik lokalisierbar. – Sünner hat nicht den Ansatz einer Vorstellung, was das Wesen von Geistes-Wissenschaft ist: Sie beginnt mit seelischer Beobachtung nach naturwissenschaftlicher Methode und entdeckt dann tatsächlich ganze Meere, wo Häfen noch nicht gebaut sind... – Es ist völlig klar, dass Anthroposophen, die die Erkenntnisse Steiners für sich beanspruchen und Andere „missionieren“ wollen, jeden Außenstehenden abschrecken. Doch es ist der Grundfehler aller Kritiker, das Kind mit dem Bade auszuschütten und Rudolf Steiner selbst abzusprechen, er habe seine Erkenntnisse auf vollkommen (d.h. streng) wissenschaftlichem Wege gewonnen. Die einzigen zwei Gründe, dies tun zu können, sind wirkliches Unverständnis und/oder persönlicher Hochmut (Nicht-Anerkennen-Können, „geistiger Sozialismus“).

Bei Sünner ist es wohl beides:

„Ich weiß nicht, woher Steiner seine Intuitionen bezog und ob seine Theorien über Atlantis und die Evolution jemals verifiziert werden. Ich will noch nicht einmal daran glauben, dass dies eines Tages vielleicht geschehen könnte. Es reicht mir, jemanden vor mir zu haben, der Bücher schrieb, die ich in den letzten 20 Jahren immer wieder zur Hand nahm, obwohl ich vieles daran nicht verstand. Das macht man nicht mit vielen Autoren. Es muss einen etwas daran reizen, Neugier, Trotz und Ärger spielen mit hinein, Ahnungen von der Möglichkeit tieferen Verstehens, die in einem nachhallen wie Traumreste, die einen noch tagelang verfolgen.“

Hier bestätigt er, dass er weder eine Ahnung hat, wie Steiner zu seinen Erkenntnissen kam (obwohl er offenbar viel von ihm gelesen hat), noch dass es ihn eigentlich näher interessiert. Es reicht ihm, anzudeuten, dass es für Steiner schon eine Ehre sein sollte, dass man seine Werke mehrfach zur Hand nimmt. Auch sein eigenes Bedürfnis nach „geistigem Sozialismus“ (Trotz, Ärger), d.h. nach einem Hinunterziehen Steiners auf die eigene Verstehensebene spricht er offen aus, natürlich weil dies heute absolut zeitgemäß ist. Am Ende gibt er sogar „Ahnungen von der Möglichkeit tieferen Verstehens“ zu, jedoch nur, um sie gleich wieder in alberner Weise zu mystifizieren.

„Steiner loslassen“

„Auch muss ich Steiner immer wieder loslassen oder in ein dialektisches Verhältnis zu anderen Autoren stellen, in dem er dann wieder spannende Konturen gewinnt ‑ oder auch Defizite offenbart. Wenn ich so verschiedene Autoren lese wie Ernst Jünger, C. G. Jung oder Ken Wilber, dann finde ich bei ihnen vieles aus der Anthroposophie wieder, aber in einer anderen Sprache und ohne einen so großen Offenbarungs‑ und Erleuchtungsanspruch. Gleichzeitig aber gehen diese Autoren in vielem auch nicht so weit wie Steiner (...)“

Hier offenbart Sünner erneut, dass er ganz und gar ein Kind des heutigen Zeitgeistes ist: Alles ist beliebig, zugleich hat jeder Einzelne über alles sein Urteil. Natürlich muss man einen Autor „immer wieder loslassen“ und „in ein dialektisches Verhältnis zu anderen Autoren stellen“ – denn dadurch beweist mein seine eigene Autonomie und vielleicht sogar Wissenschaftlichkeit... Wenn man allerdings dieses Vorgehen braucht, um Rudolf Steiners Werk „wieder spannende Konturen“ abzugewinnen oder sogar angebliche „Defizite“ zu entdecken (die sich natürlich ganz objektiv „offenbaren“), dann zeigt dies, wie fern man der Anthroposophie steht. Dennoch darf man sich natürlich „Sympathisant“ nennen. Warum eigentlich? Nun, Sünner ist eben doch von der Anthroposophie fasziniert und angeregt – so wie er sie versteht, nachdem er sie auf sein Niveau heruntergezogen hat. Man lässt sich von ihr anregen – wie von einem guten Film. Was will man mehr?

„Vielleicht täte es der Anthroposophie gut, sich mehr nach außen hin zu öffnen, auch auf die Gefahr hin, dass die eigene Identität dabei gefährdet wird. Denn vielleicht zeigt sich erst in dieser Gefährdung, was die eigentliche Identität überhaupt ist.“

Welche Anthroposophie meint Sünner hier eigentlich? Das Gesamtwerk Rudolf Steiners ist vollkommen veröffentlicht – jeder kann Zugang zum Wesen der Anthroposophie finden, wenn er es sucht und wenn er sich wirklich bemüht. Das waren schon immer die Bedingungen wahrer Esoterik, auch wenn sie heute für jeden potentiell zugänglich ist. Sünner meint aber offenbar die „Anthroposophen“. Nun, die Identität der Anthroposophie bzw. ihres Verständnisses ist heute schon bis zum Rande ihrer Existenz gefährdet – durch das Unverständnis, durch das mangelnde Bemühen, durch aktives Zerstören ihrer Identität (wie durch den info3-Kreis). Was soll angesichts dieser Existenzgefährdung als eigentliche Identität denn noch sichtbar werden? Wo soll sich die Anthroposophie denn noch mehr nach außen öffnen? Es klingt natürlich gut! Gerade in der Gefährdung zeigt sich die eigene Identität. Man denkt an das Sich-Verletzlich-Machen eines Menschen, in dem sein Wesen zum ersten Mal aufscheint. Doch die Anthroposophie muss sich nicht verletzlich machen, sie ist durch innere und äußere Angriffe bereits so verletzt, dass sie ihre Identität überhaupt nur noch dann wiedergewinnen kann, wenn sich Menschen tief ernsthaft auf diese Identität besinnen bzw. sich auf die Suche nach ihr machen.

„Viele Anthroposophen wirken noch nicht so weit. Manche ertragen es beispielsweise noch nicht einmal, in den geheiligten Räumen ihrer Versammlungshäuser einen Beamer aufzustellen, um einen Film über Anthroposophie zu zeigen. Dieses Gerät Ahrimans, so erfuhr ich vom Leiter eines der Rudolf Steiner‑Häuser in Deutschland, würde den Blick Rudolf Steiners beleidigen, der im Saal als Porträt an der Wand hängt. Tröstend war dann immerhin der Vorschlag eines weiteren Verantwortlichen dieses Hauses, während der Filmvorführung das Bild abzuhängen, damit Steiner das Sakrileg einer elektronischen Medienpräsentation nicht miterleben muss...“

Der Hinweis auf das Bild Rudolf Steiners ist im Grunde nichts anderes als ein wahrhaftiges Empfinden für das Richtige. Ob „der Blick Rudolf Steiners beleidigt“ wird bzw. ob man dem Wesen der Anthroposophie gerecht wird, hängt nicht von einem gerahmten Steiner-Bild ab. Dennoch ist es eine Tatsache, dass ein Beamer nichts Geistiges hervorbringen kann und daher an sich schon den Blick ablenkt – weg von dieser eigentlichen Aufgabe, hin auf etwas Totes. Wenn dann das vorgeführte Tote noch der Film von Herrn Sünner war, dann ist die objektive Beleidigung, die da in einem Rudolf-Steiner-Haus stattfand, in der Tat erschütternd – so erschütternd wie Sünners „Anmerkungen zu Rudolf Steiner und zur Anthroposophie“, die vom info3-Verlag verbreitet fast allen anthroposophischen Zeitschriften beiliegen und in Hunderten von Arztpraxen ausliegen...


Der „Europäer“, der diese Beilage letztlich zurückgewiesen hat, wird im Vorwort dann namentlich aufgrund dieses Verhaltens diffamiert. Auch das hat info3 also noch nötig.